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Rhetorikworkshop in Bestform

Rhetorikworkshop in Bestform

Sie haben sich getraut

Gefördert wurde der Workshop vom Rotary-Club Marbach-Bottwartal, an diesem Abend vertreten durch Herrn  Dr. Mojem und Herrn von Ressig.

Mai 2023. Von Klemens Hofmann. Die Teilnehmenden haben sich getraut.

Haben sich vor Mitschüler, Eltern und Lehrer hingestellt. Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank Realschule haben eine Rede gehalten. Realschulrektorin Dr. Sabrina Hubbuch war dann auch voll des Lobes: „aus Schülerinnen und Schülern werden Heldinnen und Helden“.

Ein paar Mal haben sich 14 Neuntklässlerinnen und Neuntklässler der Marbacher Realschule mit Kommunikationstrainerin Cornelia Ohst getroffen, die ihnen Grundkenntnisse der Rhetorik vermittelte mit dem Ziel, eine eigene Rede vor Publikum zu halten. Dies taten die Realschülerinnen und Realschüler auf beeindruckende Weise. Sie sprachen einige Minuten über ein Thema, in das sie sich eingearbeitet hatten. Und sie sprachen weitgehend frei, schauten zum Publikum und mussten nur selten einen Blick in ihre Karteikarten werfen. Dr. Helmuth Mojem vom Rotary Club Backnang Marbach, der diesen Kurs unterstütze, lobte die Art des Vortrages und die Vielfalt der Themen. Anhand der Teilnehmerzahl meinte er: „So viele hatten wir noch nie“.

Lilli Pantleon machte den Anfang. Sie wies in ihrer Rede darauf hin, wie gut es uns gehe, in Deutschland zu leben. Angesichts der Tatsache, dass 828 Millionen Menschen nichts zu essen haben, sei uns das nicht immer klar. „Wenn wir nicht darüber nachdenken müssen, ist es ein Privileg“.

Ayat Rafat, die mit Kopftuch ans Mikrofon trat, sagte, dass das Kopftuch Ausdruck ihres Glaubens sei. Das Kopftuch sollte am Arbeitsplatz erlaubt sein.  Menschen sollten deswegen nicht diskriminiert werden. Neben dem Kopftuch sollten auch Kreuzzeichen und Kippa toleriert werden.

Fetije Destani sagte, dass Menschen von einer Sekunde auf die andere zu Flüchtlingen werden könnten, dann wenn das Haus in Trümmern liegt. Flüchtlinge müssten in einem anderen Land ein neues Zuhause finden, eine neue Sprache erlernen und sich an eine neue Kultur gewöhnen. „Das alles ist sehr hart, besonders da, wo es Rassismus gibt“. Die Gefahr, die Heimat zu verlieren bestehe aber nicht nur weit weg, sondern auch hierzulande. Vor zwei Jahren hätten in Rheinland-Pfalz viele Menschen ihre Heimat verloren, als die Flüsse über die Ufer traten.

Luis Prüwer bekannte sich dazu, stolzes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Affalterbach zu sein. Die Feuerwehr helfe bei Notfällen. Und die Kameradschaft sei wichtig. „Das Ich ist nicht wichtiger als das Wir“, so Prüwer, der darauf hinwies, dass die Freiwillige Feuerwehr Probleme habe, Mitglieder zu finden. Bei der Feuerwehr habe er „wertvolle Fertigkeiten gelernt und großartige Menschen“.

Gülten Nur Gökcek stellte die Frage, wie eine Welt ohne Mobbing aussähe. Es gebe sogar Schüler, die im Krankenhaus landen. Die Verursacher sollten bestraft werden, denn die Schüler leideten unter Mobbing. Sie gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Schulen das sähen und sich dagegen einsetzten.

Tanja Kindlieb stellte die Frage, wie es dazu komme, dass es Mobber gebe. „Diese Menschen haben oft Probleme auch zu akzeptieren, wie sie sind. Sie müssen das an anderen rauslassen“. Sie präsentierte eine Zahl. 9200 Menschen würden sich jedes Jahr das Leben nehmen. „Das sind 25 pro Tag. Die Lehrer ermahnte sie: „Schauen Sie das nächste Mal nicht einfach weg“.

Über wahre Freundschaft machte sich Alessia Terschanski Gedanken. Wahre Freunde seien die, die im wahren Leben für einen da seien. So kenne sie Emma und Paula aus der Krabbelgruppe. Eine Freundschaft bis heute, denn „so eine Krabbelgruppe schweißt zusammen“. Den Lockdown habe sie mit ihren Freunden gemeinsam überstanden, denn „ohne Freunde hätte ich keine sozialen Kontakte gehabt“.

Lukas Weis Thema waren Wunder. Er verwies auf Wunderheilungen in der Bibel. Doch auch heute gebe es Phänomene, die man nicht erklären könne. Den Eltern bescheinigte er, dass die was drauf hätten. „Ist das nicht ein Wunder?“, fragte er rhetorisch. Er zeigte sich davon überzeugt, dass es auch im Alltag kleine und große Wunder gebe. Er wünschte den Anwesenden einen „wundervollen Abend“.

Aliya Eys betonte, dass Gefühle „Begleiter unseres Lebens“ seien. Sei es nun Trauer, Reue oder Wut. Sie plädierte dafür, Gefühle zu zeigen. Niemand brauche sich dafür zu schämen, Gefühle zu zeigen. Niemand sollte deswegen ausgelacht werden.

„Karate ist meine Leidenschaft“, bekannte Sofia Doubrava. Dieser Sport sei eine Mischung aus Freude, Spaß, Überwindung und Konzentration. Das Training sei zwar hart, doch dafür habe sie auch gute Leistungen gebracht. Auch wenn manche meinten, dass das nur Jungs machten, „ich habe mein Ding durchgezogen“. Beim Karate komme es auf Genauigkeit, Einstellung und Technik an und bei Lehrgängen lerne man auch viel über sich selbst.

Cristina Bucsa Bucsa machte sich Gedanken über den Sinn des Lebens. Man sei machtlos gegen Schicksalsschläge, so sollte man versuchen glücklich zu leben. Wenn man morgen sterben würde, sollte man den Tag davor mit Menschen verbringen, die man liebe. Doch das gehe nicht jeden Tag. Man brauche die Schule, die Arbeit.

„Das Internet ist nicht mehr wegzudenken“, stellte Larissa Baresel fest. Social Media sei längst Alltag. Es sei eine Plattform, die uns helfe, uns auszudrücken. Doch dadurch verliere man auch viel Zeit, „anstatt mit kleinen Geschwistern zu spielen“. Es gebe den Nachteil des Cybermobbings und Social Media biete eine Plattform für Hassreden. So gelte es, Social Media bewusst einzusetzen.

Mayada Salos Thema war die wahre Liebe. Sie stellte fest, dass Freunde gingen, die Familie aber bleibe. „Meine Familie stützt mich, wenn andere mich fallen lassen“, so Mayada. Wahre Liebe zeige sich vor allem in schweren Zeiten. Salo leidet an Rheuma, wie sie offen bekannte. So habe ihre Mutter ihr beim Baden geholfen, als das wegen der Handgelenksschmerzen nicht möglich war. „Meine Familie bedeutet mir alles“, zog sie als Fazit. Und diese Liebe wolle sie an ihre Kinder weitergeben.

Über Freundschaft sprach Annette Mattheis. Zur Freundschaft gehörten Vertrauen und Respekt vor dem anderen, aber auch Streit, der uns nicht erspart bleibe. Freundschaft sei ein Nehmen und Geben. Wenn man einen Freund verteidige, solle er das auch für einen selbst tun. Freundschaft tue manchmal auch weh. Doch schwere Zeiten schweiße eine Freundschaft auch zusammen. „Eine Welt ohne Freunde wäre viel leerer“.

Beifall war der Lohn für ihren Mut. Wie auch alle anderen bekam sie davon reichlich.

Klemens Hofmann